Kältetherapie & Eisbaden sind ein hormetischer Stressor. Das heißt, sie vermögen kraftvoll das im Körper herrschende Gleichgewicht zu verschieben, um eine Anpassung auszulösen. Ganz ähnlich dem Krafttraining: Training ist Stress und ruft gewollten Schaden herbei, der den Körper dazu zwingt stärker zu werden. Dieser Effekt heißt Hormese. Mehr dazu im Detail kannst Du in diesem Beitrag zur Sauna erfahren.
Heute schauen wir uns die Kältetherapie im Detail an. Zuerst geht es um die Vorteile, die mit dieser Aktivität einhergehen, als auch die Dinge wo drauf es zu achten gilt. Danach geht es in die komplexe Welt der mechanistischen Physiologie, um zu verstehen, welche grundlegenden Anpassungen man bewirkt. Aber keine Sorge, es wird halb so wild.
Auf der Basis der Mechanismen erarbeiten wir uns 3 Protokolle, die Du anwenden kannst, um in die Vorteile der Kälteanpassung zu kommen: eins zum kalten Duschen, das Jack Kruse Protokoll, und the real deal, das Eisbaden.
Ist Kältetherapie & Eisbaden gesund? Die Vor- & Nachteile!
Kurze Antwort: Fuck, yes! Jedenfalls in den meisten Fällen und bei respektvollem1(lies: nicht komplett dämlichem) Umgang.
Lange Antwort: Immer noch, ja.
Die Kälte ist ein kraftvoller Stressor, der einige Körpersysteme positiv beeinflusst. Dennoch muss sie mit Intention und Respekt betrachtet werden, denn Kälte hat auch Schattenseiten. Glücklicherweise sind diese rar und eher dem extremen Einsatz vorbehalten. Dinge wie Hypothermie und Afterdrop sollten für Kaltduscher absolut fremd bleiben und erst zum Thema beim Eisbaden oder Winterschwimmen werden. Auch sind wir Säugetiere extrem gut an Kälte angepasst und der unangenehme Stress sorgt dafür, dass Du eher auf der Seite von ‚zu wenig‘ bleibst, als es direkt zu übertreiben.
Was sind die gesundheitlichen Vorteile von Kältetherapie?
Wie schon erwähnt ist Kältetherapie wie Eisbaden gesund und ruft einige Anpassungen im Körper hervor. Die wichtigsten 5 schauen wir uns nun an. Dabei klären wir, warum sie auftreten, und viel wichtiger, was sie Dir im Alltag für Vorteile beschaffen.
An Kälte gewöhnen
Der wohl coolste Effekt ist, dass Du Dich an die Kälte gewöhnst. Ohne Witz, das geht! Die Typen, die im Winter mit kurzer Hose & T-Shirt herumlaufen sind keine genetischen Freaks, sondern einfach gut gewöhnt an kaltes Wetter. Ihr Körper produziert selber reichlich Wärme im Prozess der Thermogenese. Dabei geht eine Menge Energie drauf als Hitze. Sie verbrennen also zusätzlich eine Tonne an Energie.
Das kannst Du auch schaffen. Dazu musst Du Deinen Körper in die optimale Ausgangslage der Thermogenese bringen. Dieses Thema ist viel zu komplex, für diesen Post, daher nur eine Liste mit den Hauptfaktoren:
- Stark gesättigtes Körperfett: ungesättigtes Körperfett inhibiert viele Transkriptionsfaktoren2wie z.B. PPAR-gamma, SCD1, und die Uncoupling-Proteine, die im Endeffekt die Poren der Mitochondrialen Matrix öffnen und somit die Atmungskette von der ATP Produktion abkoppeln – allen voran UCP1 & UCP3. & die hypothalamische Leptinachse
Metabolische Gesundheit
Kälte ist sehr vorteilhaft für den Stoffwechsel, weil es die Mitochondriendichte erhöht und das braune Fettgewebe stimuliert – dazu später mehr. Dies hat kraftvolle Effekte darauf, wie Dein Körper Energie gewinnt:
- Er kann Fette besser oxidieren, um Energie zu gewinnen. Das hat wiederum Effekte auf die Blutlevel von Cholesterin, Glukose & Fetten.
Insbesondere in Verbindung mit einer ketogenen Ernährung sind diese Effekte hervorzuheben. Sie bringt Deinen Körper in die optimale Lage, um Fettsäuren effizient zu verfeuern. Auch persönlich hab ich damit großartige Erfahrungen gemacht.
Optimierte Immunfunktion
Kälte hat sowohl Auswirkungen auf das angeborene & angeeignete Immunsystem. Die Level vieler Immunzellen gingen in kälteangepassten Individuen hoch, wie beispielsweise Lymphozyten, T-Helferzellen, und natürlichen Killerzellen.3Immunologie ist schrecklich komplex : ‚Immune changes in humans during cold exposure: effects of prior heating and exercise‘ + ‚Adaptation related to cytokines in man: effects of regular swimming in ice-cold water‚
Was das praktisch heißt, ist eine Anpassung an den Stress, den die Kälte darstellt. Dein Körper bildet mehr Immunzellen und stimmt diese besser aufeinander ab. So ist er weitaus effektiver daran, Eindringlinge effizient abzuwehren und interessanterweise auch sich selbst nicht fälschlicherweise anzugreifen. Mehr dazu beim nächsten Punkt zur Entzündung!
Kältetherapie & Entzündung
Das Immunsystem ist ein zweischneidiges Schwert. Extrem stark & aggressiv verteidigt es den Körper gegen allerhand Schadstoffe nahezu perfekt. Man sieht erst wie wichtig es ist in den Einschränkungen, die mit schwerer Immunschwäche einhergehen. Auf der anderen Seite ist es auch ein stetes Risiko, da das Immunsystem gegen den Körper richten kann. Hier ist die Feinabstimmung immens wichtig. Und dies ist auch der Punkt, an dem die Dinge enorm komplex werden, weil so viele Faktoren existieren.
Chronische Entzündung
Chronische Entzündung ist heutzutage ein Riesenproblem, und meiner Meinung nach einer der Hauptgründe hinter nahezu allen Krankheiten, wie beispielsweise Alzheimer, Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen und allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Kältetherapie wirkt sehr positiv auf chronische Prozesse, insbesondere wurde dies im Zusammenhang mit autoimmunen Gelenkerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis untersucht. Eisbaden hatte starke Effekte auf verschiedene Immunsubstanzen wie das entzündungsantreibende Interleukin-6, diverse Prostaglandine und TNF-alpha.4Effects of Whole-Body Cryotherapy in Comparison with Other Physical Modalities Used with Kinesitherapy in Rheumatoid Arthritis‚
All diese Kerlchen sind Signalmoleküle des Körpers, die Entzündung hochregulieren. Auch hat Kälteexposition Effekte auf die anti-inflammativen Signalgeber wie IL-10.5‚Update on the Pathomechanism, Diagnosis, and Treatment Options for Rheumatoid Arthritis‚
Akute Entzündung: Sport-induziert
Kraft- und Ausdauertraining sind Stressoren. Deren Ziel ist es, einen körperlichen Schaden anzurichten, auf den der Körper reagiert und vor der nächsten Einheit stärker zurückkommt. All diese Schäden rufen eine akute Entzündungsreaktion hervor. Signalmoleküle wie IL-2, IL-1-beta, IL-8 gehen hoch.
Das ist gewollt und in diesem Kontext ‚gut‚. Es ist das Signal für Immunzellen, um zur Arbeit zu gehen und reguliert diverse Gene hoch, die sich mit der Reparatur und dem Ausbau der muskulären Infrastruktur beschäftigen.
Kältetherapie ist sehr potent darin, diese akute Entzündungsreaktion herabzuregulieren, indem es die Auschüttung der Interleukine abschwächt.6‚Time-Course of Changes in Inflammatory Response after Whole-Body Cryotherapy Multi Exposures following Severe Exercise‚ + ‚Effects of whole-body cryotherapy on serum mediators of inflammation and serum muscle enzymes in athletes‚ Das ist wieder ein zweischneidiges Schwert, denn manchmal ist akute Entzündung gewollt: nach dem Krafttraining für Muskelwachstum und Kraftzuwächse. Manchmal allerdings ist sie es nicht, wie z.B. nach Techniktraining oder in der Wettkampfvorbereitung bei Ausdauerathleten. Dies schauen wir uns noch einmal genauer an bei den ‚Nachteilen‚.
Eisbaden & Hirngesundheit
Nebst Stoffwechseleffekten, hat Kältetherapie sehr starke Auswirkungen auf die Hirngesundheit. Insbesondere die Bildung von Synapsen, sowie die Stimmung und damit einhergehende Erkrankungen wie Depressionen und neurodegenerative Erkrankungen, sind positiv betroffen. Auch zeigt Eisbaden sich nützlich, um eine Winterdepression vorbeugen zu können.
Stimmung aufhellen & Winterdepression vorbeugen
In Bezug auf die Stimmung wirkt wenig so euphorisch wie ein Eisbad. Dafür verantwortlich ist der enorme Ausstoß des Neuromodulators Norepinephrin. Dazu später noch mehr im wissenschaftlichen Teil. Er beeinflusst das Befinden, die Energiewahrnehmung, aber auch die Konzentration, noch mehrere Stunden nach der Kälteexposition. Daher empfiehlt der Neurowissenschaftler Andrew Huberman unter anderem Eisbäder vor kognitiver Arbeit.
Bessere Verbindungen im Gehirn
In Winterschlaf-haltenden Tieren bewirken die Kälteschockproteine die Vernetzung von Synapsen. Alte Verbindungen werden beseitigt und neue werden verknüpft. Dieser Prozess wird Neuroplastizität genannt. Untersucht wurde in diesem Bezug das Kälteschockprotein RBM3 und dessen Effekte auf neurodegenerative Erkrankungen.7‚Cold stress protein RBM3 responds to temperature change in an ultra-sensitive manner in young neurons
Ist Kältetherapie & Eisbaden schädlich? Die möglichen Nachteile!
Falsches Timing & schlechter Einsatz
Du erinnerst Dich an die starke Wirkung von Kälteexposition auf die entzündlichen Signalmoleküle – die ganzen IL’s – nicht?
Nach dem Krafttraining sind diese aber gewollte, genauso wie die Entzündung. Ohne diese gibt es kein Muskelwachstum und keine Kraftanpassung. Gehst Du nach dem Krafttraining ins Eisbad, verhinderst Du diese Mechanismen – nicht komplett, aber stark. Vermeide daher Kältetherapie und Eisbäder 4-6 Stunden nach dem Krafttraining, am besten also für den Rest des Tages.
Nach Techniktraining, in der Wettkampfvorbereitung oder lockerem Ausdauertraining ist eine Vermeidung von Entzündung allerdings oft eine gewollte und positive Sache. Hier kann nachfolgende Kältetherapie ein kraftvolles Tool sein, um die Regeneration zu verbessern. Wie Du siehst, hängt es stark vom Kontext ab, ist aber auch kein Hexenwerk. Sei Deiner Ziele klar, dann weißt Du, wann Du ins kalte Nass kannst.
Der unangenehme ‚Afterdrop‘
Gehst Du Eisbaden, insbesondere für längere Zeiten jenseits der 5-10 Minuten, kann es zum Phänomen des ‚Afterdrop‚ kommen. Hierbei sinkt Deine Körpertemperatur noch weiter, selbst wenn Du schon aus dem Eisbad draußen bist. Hierbei handelt es sich noch nicht um eine wirkliche Hypothermie. Dennoch fühlt es sich extrem für den Arsch an und man friert erbärmlich.
Daher, direkt warm einpacken in dicke Kleidung, gerne etwas wärmer trinken, ins Auto und die Heizung an – und warme Duschen vermeiden. Wenn Du Dich an Kälte gewöhnen kannst, pushst Du die Möglichkeit des Afterdrop auch weiter nach hinten. Mehr dazu gibt es in diesem exzellenten Artikel der Outdoor Swimming Society.
Wahre Hypothermie
Hypothermie kann überall dort auftreten, wo die Wassertemperatur kälter ist, als Dein Körper. Also auch rein theoretisch in 25° kaltem Wasser. Definiert wird Hypothermie als der Fall Deiner Körpertemperatur unter 35°C, wobei es erst ernster wird ab ~32°C Körperkerntemperatur.
Hypothermie ist gar nicht so easy zu erkennen. Insbesondere selbst wird es immer schwieriger, da die Hypothermie einen leichtsinnig gegenüber dem eigenen Zustand macht. Daher immer in der Gruppe ins kühle Nass gehen und sicherstellen, dass Deine Buddies Bescheid wissen, über Afterdrop & wahre Hypothermie. Da das Thema komplex ist, verweise ich alle Interessierten zu diesem Beitrag von der Ourdoor Swimming Society weiter.
Zu erwähnen ist, dass es für die meisten kein Problem sein wird, bis man draußen anfängt mit dem Eisbaden – vor allem dann im Winter und bei längerer Dauer. Dennoch ist es wichtig, davon gelesen zu haben.
Die Wissenschaft des Eisbadens
Norepinephrin wird ausgeschüttet
Norepinephrin ist ein Neurotransmitter, das im Gehirn größtenteils im Locus Caeruleus vorkommt und von den Nebennieren in die Blutbahn gepumpt werden kann. Norepinephrin ist genau dasselbe wie Noradrenalin, die Taxonomie hat es allerdings so, dass es Norepinephrin im Gehirn heißt, und im Körperkreislauf als Noradrenalin bezeichnet wird.
Es ist eine ‚Stresssubstanz‘, da sie diverse Körperfunktionen hochreguliert, die mit gesteigerter Aufmerksamkeit und Performance zusammenhängen:
- Verengung der Blutgefäße und Erhöhung des Herzschlags
- Aktivierung der Thermogenese
- Steigerung der Immunfunktion
- Verbesserung der Energiegewinnung, insbesondere der Fettverbrennung
- Steigerung der Aufmerksamkeit, Konzentration und der Stimmung
Diese Effekte werden durch das Aktivieren einer ganzen Reihe Rezeptoren und Transkriptionsfaktoren angeschmissen. Norepinephrin ist interessanterweise auch der Stoff, der das Eisbaden, nahezu rauschartig gut anfühlen lässt – jedenfalls nachdem man einmal drinnen ist. Meistens ist es Dopamin, welches diesen Effekt hervorruft, hier allerdings direkt das Norepi.
Thermogenese wird stimuliert
Thermogenese ist die Fähigkeit unseres Körpers, Hitze zu erzeugen, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Ohne unsere 37°C Körpertemperatur bricht die Funktion diverser kritischer Enzyme & damit der Organsysteme in sich zusammen. Der Körper kann auf zwei Arten Hitze erzeugen:
- Bewegung, wie zum Beispiel durch das Zittern der Muskeln
- mitochondriale Abkopplung, wie es im braunen Fettgewebe stattfindet
Zittern ist eben zittern. Was interessant ist für uns im Kontext der Kältetherapie ist der zweite Punkt: Abkopplung.
Mitochondriale Abkopplung
Die Atmungskette erzeugt ATP. Allerdings hat sie einen zweiten Trick auf Lager und kann statt ATP, Hitze erzeugen. Die Details sind enorm komplex, die Theorie aber recht simpel:
- Sieh Dir dazu einmal das Bild der Atmungskette an. Ignoriere ALLES, außer ‚ATP Synthase‚. Dieses trichterförmige Teil ist der 5. Komplex, der Ort, wo Energie erzeugt wird.
- Statt Energie in Form von ATP zu erzeugen (und damit Protonen durch die ATP-Synthase bzw. Komplex V zu jagen, wie in dem Pfeil dargestellt wird), werden Poren in der inneren Membran der Mitochondrien geöffnet. Diese Poren sind nicht dargestellt.
- Die Energie der Protonen wird dabei frei als Wärme abgegeben.
Abkopplung braucht Leptin (& Norepi)
Für diese Abkopplung benötigt es gesunde Mitochondrien – siehe dazu den Punkt ‚an Kälte gewöhnen‘. Die Abkopplung erfolgt durch die Abkopplungsproteine (UCP = Uncoupling Protein). In Menschen gibt es UCP 1-5, wobei UCP1 das wichtigste ist für die Abkopplung und daher auch den Sondertitel ‚Thermogenin‚ hat. Aktiviert wird es unter anderem durch unseren Kumpel Noradrenalin. Noch wichtiger ist aber Leptin. Und hier startet das Problem, warum alle heutzutage frieren – der Großteil ist Leptinresistent. Dazu aber in einem anderen Post mehr.
Braunes Fettgewebe = Voller Mitochondrien
Auch braucht es für die Erzeugung von Wärme viele Mitochondrien: vorwiegend ist die Konzentration in braunem Fettgewebe hoch. Es ist nämlich braun unter dem Mikroskop wegen der ganzen Mitochondrien!
Braunes Fettgewebe (BAT = Brown Adipose Tissue) unterscheidet sich von dem normalen, dem weißen Fett, dadurch, dass es keine Speicherfunktion erfüllt. Das BAT ist nämlich die Heizung des Körpers. Es ist auch mit der Grund, warum Babies so schwabbelig sind. Sie haben eine Menge davon.
Kältetherapie setzt genau hier an und verbessert die Aktivierung des vorhandenen braunen Fetts, und bewirkt zusätzlich die Umwandlung von beigem Fett (einer Zwischenstufe), in braunes Fett.
Neue Mitochondrien werden gebildet
Ein weiterer ‚Angriffsvektor‘ der Kältetherapie ist die Bildung neuer Mitochondrien in vielen Geweben. Es ist genau derselbe Effekt, den Ausdauertraining herbeiführt.
Der Torwächter der sogenannten mitochondrialen Biogenese ist ein Transkriptionsfaktor mit reizendem Namen: Peroxisome Proliferator-activated Receptor Gamma Coactivator 1-alpha. Oder, unter Freunden, einfach PGC-1-alpha. Ein Transkriptionsfaktor ist etwas, was Gene aktiviert oder inaktiviert. In unserem Fall schmeißt PGC-1-alpha den Metabolismus an und:
- verbessert Fett- & Glukoseverbrennung
- bildet neue Mitochondrien
- führt Thermogenese hoch
- holt Säugetiere (yes, auch Menschen) aus dem Winterschlafmetabolismus
Die Rolle der Kälteschockproteine
Kälteschockproteine sind eine Familie von Proteinen, die als Antwort auf einen Kältereiz ausgeschüttet werden. Es gibt auch Hitzeschockproteine, über welche Du in meinem Post zur Wärmetherapie lesen kannst.8‚Cold shock proteins: from cellular mechanisms to pathophysiology and disease‚
Ähnlich wie die Hitzeschockproteine ist die Aufgabe der Kälteschockproteine, die Zellfunktion trotz wechselnder Temperaturen aufrechtzuerhalten. Die Kälte macht nämlich:
- Membranen weniger flexibel
- Destabilisiert die Struktur von DNA & Proteinen
- erschwert die Produktion von Proteinen, da die Ribosomen nicht mehr optimal die DNA auslesen können
Kälteschockproteine sind ein Weg des Körpers, dagegen anzugehen und diese Effekte aufzuhalten. Wichtig anzumerken ist, dass viele Stressoren Kälteschockproteine aktivieren können, nicht nur die Kälte selbst. Zu wenig Sauerstoff, oder auch oxidativer DNA Schaden aktivieren diese Dudes.9‚The role of cold-inducible RNA binding protein in cell stress response‘
Was sind die besten Protokolle zur Kältetherapie?
Die nachfolgenden Protokolle sind, was sich natürlich aus den Mechanismen heraus ergibt. Alle 3 sind dazu gemacht für jeden privat, ohne großes Equipment, zuhause durchführen zu lassen. Klar, gibt es abseits noch die professionellen Kryokammern und Co, dennoch halte ich sie für wenig notwendig. Eine Dusche, eine Badewanne und maximal ein eisiger See in der Nachbarschaft sind alles, was Du brauchst.
Der Einstieg in Kältetherapie: Kalt Duschen
Aller Anfang ist schwer, so ist es auch mit Kälteexposition. Was mir anfangs geholfen hat, waren Wechselduschen am Ende des Duschens:
- Anfangs 10s mittelkalt mit 30s warm, für 2-3 Sätze.
- Steigern kann man sich durch die Dauer: z.B. 60s mittelkalt mit 15s warm.
- Oder durch die Kälte: z.B: 10s sehr kalt mit 30s warm.
- Das Ziel: Progression um sich zu einem ‚Eisbad‘ überreden zu können.
Es ist ein klasse Tool, um erste Erfahrung zu sammeln und sich mental zu trainieren. Hingegen thermogenetischer Effekte werden kalte Duschen nicht den notwendigen Reiz liefern. Betrachte es daher als mentales Training zur Vorbereitung auf ein Eisbad. Ein gutes Ziel sind Wechselduschen auf der kältesten Stufe für 60s kalt, 30s warm, für 3-5 Sätze. Oder komplett kalt für 3 Minuten am Ende.
Heutzutage bin ich kein Fan von kalten Duschen, sondern dusche normal und plane meine Eisbäder separat. Das muss jeder herausfinden.
Wechselduschen: Mehrere Sätze kalt mit warm. Ziel: mental abhärten, Zeit erhöhen, kälter machen
Das Kruse Protokoll
Jack Kruse ist ein Vorreiter, wenn es um Kältetherapie und kalte Thermogenese geht. Sein Ansatz ist recht extrem, aber zutiefst fundiert. Hier geht es zu seiner originalen Postserie, mit allen tiefer gehenden Details. Auch ist das Protokoll in seinem klasse Buch ‚Epi-Paleo Rx’* zu finden.
Der Grundgedanke geht darum seinen Omega 6/3 Haushalt zu optimieren, während man sich an die Kälte anpasst. Also Ernährung (mit vielen gesättigten & Omega-3-Fettsäuren) mit Kältetherapie zu kombinieren für optimalen Fettverlust & Gesundheit.
- Ziehe ein Kompressionsshirt an. Lege Dich in die Wanne und lege Dir einen Block Eis oder einen Sack gewürfeltes Eis (ca. 5kg) auf die Brust. Fange mit 10min an, baue bis zu 60min auf. Vermeide Kälte-Urtikaria und weiße Haut, da es ein Zeichen schlechter Fettsäure-Raten ist. Die Haut sollte stets rot bleiben. Taubheit ist zu erwarten.
- Danach: Eisbaden. Erst eiskaltes Wasser. Ziel hier sind 20-60min. Handschuhe, Mütze und Socken helfen anfangs. Später ohne diese Helfer und mit zusätzlichem Eis.
Dieses Protokoll ist nichts für schwache Nerven. Ein 20min Eisbad ist schon ein Erfolg, gar nicht zu sprechen von 60min. Dorthin zu arbeiten braucht definitiv Monat an Arbeit und ein respektvolles angehen.
Mein Goldstandard zum Eisbaden
Dieses Protokoll ist mein Protokoll und Goldstandard. Er ist weitaus weniger extrem als Kruse’s Ansatz und sollte für jeden Grundgesunden machbar sein.
- Das Ziel sind Eisbäder um die 20 Minuten pro Sitzung, 3x pro Woche.
- Eisbad heißt hier nicht direkt eiskalt. Fange easy zuhause an, mit 20°C Wasser für 5min.
- Arbeite Dich von hier an hoch. Entweder mehrere Sätze à 5 min, oder verlängere die Zeit auf z.B. 8min.
- Ein weiterer Progressionsschritt ist es, die Temperatur zu verringern auf 17.5°C.
Alles, was Du hierzu brauchst, ist ein Thermometer, so wie man es für einen Braten im Ofen nutzt. Der Ansatz ist derselbe wie beim Krafttraining: 1.25kg pro Woche mehr, oder eine Wiederholung mehr. Progression! Über die Wochen und Monate kommst Du so ganz natürlich zu der tiefsten Temperatur Deiner Badewanne und Zeiten um die 20min. Danach bietet es sich an externes Eis zuzufügen, oder nach draußen zu gehen in die Natur. Anfangen sollte man damit im Herbst, wenn das Wasser noch relativ warm ist (~15-20°C) und nicht erst im tiefen Winter mit Wassertemperaturen um die ~4-7°C.
Um den Effekt zu maximieren, esse vor dem Eisbaden auf jeden Fall etwas, und zwar eine proteinreiche, strikt ketogene Mahlzeit. Keinerlei Kohlenhydrate. Gefastet würde ich vermeiden aufgrund der Kortisolspitzen, aber experimentiere damit durchaus herum. Einige zelebrieren es.
Eisbaden: milde anfangen in der Badewanne (~15-20°C). Kurze Zeiten, Anfangs oder auch mehrere Sätze. Ziel: Kälter werden und zu 20min in einem Satz aufbauen. Danach: raus ab herbst oder externes Eis.
Fußnoten & Quellen
- 1(lies: nicht komplett dämlichem)
- 2wie z.B. PPAR-gamma, SCD1, und die Uncoupling-Proteine, die im Endeffekt die Poren der Mitochondrialen Matrix öffnen und somit die Atmungskette von der ATP Produktion abkoppeln – allen voran UCP1 & UCP3.
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