Ich habe zuerst vor circa 5 Jahren von der Carnivore Diät gehört. Anfangs dachte ich, Typen wie Dr. Shawn Baker müssen verrückt sein. Für mich damals unvorstellbar als Gym Rat, lebend von Unmengen an Kreuzblütern, Möhren & Smoothies. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Menschen Pflanzen ablehnen könnten, trotz all ihrer klar bekannten Vorteile – so tief saß der Narrativ damals in mir. Und ich wette Dir ging es auch nicht anders, entweder gerade jetzt oder als Du das erste Mal davon gelesen hast.

Vor gut zwei Jahren jedoch begegnete ich Dr. Paul Saladino auf Mike Mutzel’s ‚High Intensity Health Podcast‘ und war erstaunt. Er klingt logisch und den Grundlagen konnte ich folgen, gar nicht so verwirrt in Ihrem Dogma, wie mir pflanzenbasierte Prediger vorher öfters aufgefallen sind. Der Kerl war an etwas dran! Nah dran an der Literatur gebaut und selber ein Paragon der Gesundheit. Also anstatt beleidigt zu reagieren, weil meine ganze kleine Welt in sich zusammenbrach, hab ich mir zugesichert neugierig ein Carnivore Experiment zu starten – nur für 30 Tage. Was kann das schon anrichten?

Aus 30 Tagen wurden 3 Jahre, nicht immer strikt Carnivore, sondern eher ‚animal-based‘ gemischt mit teilweise ketogenen Carnivore Phasen. Und heute möchte ich Dir die Fakten gemixt mein meiner Erfahrung vorstellen – den Elevator Pitch sozusagen. Wir schauen uns die Hauptvorteile an, wie Du am besten Dein eigenes Carnivore Experiment aufbaust, und auch ein paar der Hauptkritikpunkte, die viele äußern.

Was ist die Carnivore Diät?

Die ursprüngliche Carnivore Diät ist nur aufgebaut aus tierischen Lebensmitteln. Was genau das im Detail heißt ist Auslegung eines jeden selbst:

• Puristisch: Für manche bedeutet es nur Fleisch von weidegefütterten Wiederkäuern, deren Organe, Salz und Wasser. Mikaela Peterson’s Lion Diet ist eine bekannte Form davon.
• All-Meat: Genau wie der Name sagt, nur Muskelfleisch aller Art. Dr. Shawn Baker ist ein bekannter Vertreter dieser Gruppe.
• Tierisch-basiert: 80-90% der Energie kommt von tierischen Quellen von nose-to-tail: Fleisch, Organe & tierische Produkte. Die restliche Energie aus Früchten & Honig. Dr. Paul Saladino ist bekannt in diesem Kreis.
• Saisonal: Dasselbe wie bei der tierisch-basierten gilt, jedoch mit zusätzlichem Fokus auf dem saisonalen Anpassen der Nahrungsenergie an was draußen wächst: ergänzende Pflanzen im Sommer, rein Keto-Carnivore im Winter sozusagen. Hier zähle ich mich heutzutage zu und sehe auch den größten Sinn.

Und Vielfalt ist toll, Ernährung ist kein festes Dogma und es sollte Raum für Individualität sein. Auch wenn manche Ansätze wie All-Meat-Carnivores meiner Meinung nach einiges an Nährstoffen entgeht aus Innereien, ist Individualität bei Themen wie Milchprodukten oder Fisch durchaus wichtig.
Die Carnivore Diät ist auch per Definition eine ketogene Ernährungsform, da keine nahezu Null Kohlenhydrate in ihr vorkommen. Einzig und allein die Ergänzung mit Früchten oder Honig, wie in den letzten beiden genannten, fügt diesen Makronährstoff hinzu.

Und damit haben wir auch unsere Arbeitsdefinition:

Einen (nahezu) vollständig auf tierischen Quellen basierte Diät, die in den meisten Fällen einen ketogenen Stoffwechsel aufweist.

6 Gründe für die Carnivore Diät

Eliminationsdiät – Sag Goodbye zu Autoimmunkrankheiten & Entzündung

Die Carnivore Diät ist die Eliminationsdiät per se. Was ist nun eine Eliminationsdiät? Eben genau eine solche, die alle Lebensmittel ausschließt, die potenziell Deinen Körper reizen können und beispielsweise Autoimmunprobleme oder Entzündungsreaktionen hervorrufen. Für mich beispielsweise war meine Allergie und Neurodermitis ein Hauptgrund, um sie anfangs auszuprobieren – und es klappte.

Tierisches Fleisch & Organe können von jeden vertragen werden.¹Probleme kann es geben, wenn Dein Darm krank ist und Du Verdauungsprobleme hast. Der einzige Zustand wo Fleisch Probleme macht ist das Alpha-Gal Syndrom, was als Infektion übertragen wird durch Zecken.. Meeresfrüchte und sogar Fisch kann Immunantworten auslösen, Milchprodukte tun es bei vielen. Das ist auch der Grund, sie anfangs auszuschiessen. Dasselbe gilt für Eier.
Durch das Essen einer Eliminationsdiät für 90d gewinnst Du eine Baseline an Gesundheit. Deine Leiden werden verschwinden: Für mich waren das:

• Neurodermitis & Rheumatoide reaktive Arthritis
• Asthma
• Verstopfte Nase & Histamin Intoleranz
• Fehlernährung, Antinährstoffe und Nährstoffmängel
• Brian Fog, bessere Energielevel und Wohlgefühl

So gewinnt man vorbildliche Gesundheit. Von dieser Baseline aus kannst Du dann diverse Lebensmittelgruppen systematisch ausprobieren für 1-2W pro Gruppe und genau beobachten wie es Dir geht. So findest Du den Weg zu Deiner individuellen Ernährung, aufgebaut auf den Stützpfeilern von Fleisch & Innereien. Sage Adé zu Lebensmitteln, die Dich triggern – manche untergehen diese low-level Trigger ein Leben lang.

Gehe die Ursachen chronischer Krankheit an

Heutzutage geht der medizinische & ernährungswissenschaftliche Ansatz alles rückwärts an. Wenn Menschen abnehmen wollen, versuchen sie es direkt. Falsch. Stattdessen sollten sie aufhören, Müll zu essen und auf Nährstoffe zielen. Sie sollten sich auf Gesundheit fokussieren. Das Aussehen wird von sich aus folgen. Sie sollte die Ursachen angehen und Mangelernährungen ausgleichen. Die Ernährung ist das Fundament unseres Lebens & Wohlbefindens – aber unser medizinisches Paradigma ignoriert sie allzu oft.

Und genau das wollen die verschiedenen tierisch-basierten Ernährungsformen tun – Deine Körper mit allen Nährstoffen versorgen in bioverfügbarer Form, sowie Zoonährstoffen. Du kannst Deine Nährstoffe nicht von Pflanzen beziehen. Sie enthalten Zoonährstoffe nicht, sind wenig bioverfügbar und oft stark verteidigt. Stattdessen sind die wahren Superfoods der Natur, Innereien – vollgepackt mit einzigartigen Stoffen. Auch Früchte können ein bereichernder Teil sein.

Außerdem enthalten tierische Lebensmittel wie erwähnt keine Trigger – mit Nährstoffen und ohne diese gehst Du die wahren Ursachen an!

Peile einen chronsichen Antinährstoffmangel an

Ist tatsächlich eine gute Sache! Das mag radikal klingen. Antinährstoffe sind chemische Verteidigungsmoleküle diverser Pflanzen, um Fressfeind abzuwehren. Es gibt eine Vielzahl:

• Lektine – greifen Deinen Darm an und stören seine Schutzfunktion
• Phytinsäure – macht Mineralien unbrauchbar
• Goitrogene – greifen die Schilddrüse an und mindern ihre Funktion
• Phytoöstrogene – wirken auf Deinen Körper wie Östrogen
• Oxalate – vermindern Nährstoffaufnahme und werden in verschiedene Gewebe eingelagert. Schaffen oxidativen Stress.
• Enzym Inhibitoren – regulieren gewisse Verdauungsenzyme herunter.
• und viel weitere: Tannine, Saponine, …

Nicht alle Pflanzen enthalten gleich viele Antinährstoffe, es existiert ein Spektrum. Hier mehr dazu. Trotzdem sind Pflanzen eben nicht Deine Freunde, sondern wollen selbst überleben als Lebewesen. Von Dir gefressen zu werden, ist nunmal keine valide Überlebensstrategie. Sie wollen Dich langsam töten, nicht ernähren. Auch bist Du nicht wie Kühe mit dem hochkomplexen Verdauungssystem ausgestattet, um dagegen anzugehen.

Keto-Adaptation

Per Definition ist die Carnivore Diät ketogen. Für eine längere Zeit carnivore zu essen zwingt Deinen Körper Fette, als Energie zu verbrennen, gepaart mit Ketonkörpern und etwas Glukoneogenese. Keto Adaption ist sehr vorteilhaft, nahezu keiner ist es heute der den Standard isst.

Das gesagt, sollte Dein Körper wissen wie er auf Fetten & Kohlenhydraten läuft. Weder jahrelange Ketose, noch der Kohlenhydratstoffwechsel sind optimal. Meiner Meinung nach ist der ketogene Stoffwechsel sogar der Standard für Menschen, außer in den Sommermonaten, wenn Früchte, USOs & Honig vorhanden sind. Es existieren sonst keine Kohlenhydrate in der Natur.

Keto Adaption kommt anfangs mit einigen Hürden, wenn Du vorher noch nie so gegessen hast. Dein Körper muss sich erst an diese Art der Energiegewinnung anpassen und viel berichten von 1 bis 2-wöchigen Symptomen wie: niedrige Energie, Kopfschmerzen und schlechte Laune. Kein Wunder, es ist ein Schock für das System, wenn man noch nie in seinem Leben diese Funktion brauchte. Es wird aber definitiv besser!

Im Einklang mit unserer Evolution

Der Hauptpunkt von Ancestral Health ist eben dieser – so zu Leben wie Menschen es schon immer taten. Mag erstmal new-agey klingen, aber lass es mich erklären. Unsere Evolution hat unsere Rasse an unsere Umgebung bestens angepasst. Und während wir von den Savannen Afrikas bis zu den Fjorden Grönlands leben, bestimmen viel äußere Faktoren unseren Stoffwechsel.

Licht ist ein solcher, der Tag für Tag Deinen zirkadianen Rhythmus stellt. So auch Jagen und tierisches Essen. Tatsächlich war das Jagen von Großwild einer der treibenden Faktoren für unsere Art: zu größeren Hirnen, besseren Werkzeugen, sozialen Strukturen und Wurfwaffen-angepassten Schultern. Sogar unsere Därme haben sich angepasst – Fleisch ist einfach zu verdauen, daher brauch man nur einen kurzen Darm. Das spart viel Energie, die wiederum unserem Gehirn zugutekommen kann. Dafür kommt Fleisch häufig mit Keimen, daher auch unsere extrem untypisch starke Magensäure auf Level mit einigen Aasfressern!

Auch wenn wir zoologisch Omnivoren sind, sind wir spezialisiert. Wir sind spezialisierte Omnivoren, die sich hypercarnivor²Hypercarnivor = >70% Fleisch ernähren (wenn immer es ging). Tierisches Essen hat unsere Rasse geformt. Und je weiter Du von unseren Wurzeln weg driftest, desto mehr Leiden tritt auf. Nicht nur das Essen, das gesamte Paket. Das ist das zentrale Thema von Ancestral Health!

Sättigung des Körperfetts

Sehr komplexes Thema, aber ich halte es simpel: heutzutage essen wir Tonnen von ungesättigten Fetten, vor allem Pflanzenölen. Vor etwas mehr als Hundert Jahren existierten sie nicht und alle Nahrungsfette waren größtenteils tierischen Ursprungs – und damit gesättigte oder einfach-ungesättigt.

Dieses Ungleichgewicht schafft Mengen an Problemen, da wir als monogastrische Tiere, diese Fettsäuren direkt in unser Körperfett einbauen. Gut angepasst an gesättigte Fette können wir sie in Ungesättgte umwandeln, aber nur in diese Richtung. Wir können keine ungesättigten Fette sättigten – da nie gebraucht. So wird unser Körperfett immer ungesättigter über die Jahre – mit katastrophalen Konsequenzen. Das führt zu Hormonungleichgewichten, breitflächiger chronischer Entzündung, Oxidativen & Reduktivem Stress, herab regulierter Thermogenese, pathologischer Insulinresistenz, Fettleibigkeit, und vielen mehr!³Mehr dazu kannst Du gerne in der SCD1 Theory & ROS theorien von Brad Marshall lesen. Hier erklärt er die biochemischen Mechanismen und Auswirkungen.

Eine Ernährung wie die Carnivore Diät reich in gesättigten Fetten, kann diesen Prozess langsam umkehren über Jahre hinweg. Brad Marshall hat es hier recht kurz erklärt, mit dem Ziel das Hormon Leptin wieder ins Gleichgewicht zu bekommen. Pflanzenöle rauszuschmeißen und fanatisch zu vermeiden ist für jeden Mensch vermutlich die beste Entscheidung, die sie für ihre Gesundheit treffen können.

Vergiss das ‚Diät Mindset‘

Ich hasse das Wort ‚Diät‚, da hier häufig die Konnotation zu einer kurzzeitigen Intervention mit dem Ziel der Gewichtsreduktion besteht. Ich meine damit aber das englische Wort ‚Diet‚: Ernährung, die Art und Weise, wie man sein Essen sein Leben lang präferiert zu sich nehmen will.

Vergiss also Kurzzeit Interventionen, Kalorienzählen und ‚Diäten‚ (im traditionellen Sinne), sie scheitern und führen zu nichts. Auf einer Carnivore Diät gibt Dein Körper Dir oft klare Sättezeichen und man findet einfach seinen ‚Sweet Spot‘, wie viel man und wie oft man am Tag essen möchte. Gesättigte Fette & Proteine regeln das. Das heißt kein Kalorienzählen, stattdessen Intuition. Auch lernst Du, dass Du keine minderwertigen Ballaststoffe brauchst, um satt zu sein – Sätte tritt in, wenn Du genügend Nährstoffe und Nahrungsenergie hast.

Vermeide klare Fehler

Es geht nicht nur ums Dazuplanen, sondern auch ums Vermeiden. Die häufigsten Fehler sind:

• Der Alll-Meat Ansatz: es ist nichts, was Menschen jemals gemacht hätten und tun könnten. Du verpasst viele wichtige Nährstoffe. Iss daher Innereien.
• Intoleranzen zu ignorieren: Nur weil jemand sagt, Rohmilchkefir oder rohe Eigelber sind gut, heißt es nicht, dass sie Dir auch guttun. Eier sind reich in Nährstoffen, ich reagiere allerdings drauf, daher sind sie für mich nichts. Finde Deine Trigger.
• Schwermetalle & Umweltgifte: Achte auf die Qualität Deiner Quellen. Rinder können Glyphosat anreichern oder Umweltgift, falsche Fischrassen können hoch belastet sein mit Schwermetallen. Frage & forsche nach.
• Zu viele Innereien: Ebenso wenig wie gar keine sind zu viel auch etwas, was kein Mensch jemals tun könnte. Innereien sind rar und 500g Leber pro Woche wären niemals jagbar. Iss daher in ‚jagbren‘ Rahmen.

Leg Deine Essfrequenz & Fastenzeiten fest

Die meisten auf einer Carniore Diät essen tatsächlich zweimal am Tag (TMAD), manche auch nur einmal (OMAD). Klar kann man auch dreimal essen. Das hängt stark von Dir, Deinem Lifestyle und Deinem Tagesplan ab. Ich würde Dir raten verschiedene Planungsarten mal auszuprobieren und zu sehen wie sie sich für Dein Leben anfühlen.

Trotzdem solltest Du Fastenzeiten planen. Zwingend ist nokturnales Fasten – nur zu essen, wenn die Sonne scheint bzw. zu Tageszeiten und nicht 3h vor dem Schlafengehen. Darauf kannst Du verschiedene Intervallfastenprotokoll ausprobieren, vielen geht es großartig mit dem 16-8 Protokoll und zwei großen Hauptmahlzeiten. Du wirst auch merken, dass Du nahezu keine Snacks mehr willst, da die Mahlzeiten Dich lange und zuverlässig sättigen.

Schaffe eine Baseline

Mein Tipp an Dich ist es anfangs eine Baseline zu erstellen. Das meine ich damit:

• Meine Baseline sind 500g Muskelfleisch pro Mahlzeit⁴Manchmal fettere Cuts, manchmal magere Cuts – beide haben ihre klaren Vorteile. mit jeweils 50-100g Innereien. Zweimal am Tag.
• Pro Woche versuche ich 300g Leber oder 300g Niere zu essen für die Mikronährstoffe.
• Pro Tag eine Tasse Knochenbrühe und ein bis zwei ausgekochte Knochen für Kollagen & Kalzium.
• Im Sommer esse ich Carbs manchmal zu einer, manchmal zu beiden Mahlzeiten, in den Wintermonaten rein ketogen.
• Supplemente nehme ich keine.

Mit so einer Baseline wird die Planung viel einfacher. Du kannst so schnell errechnen wie viel Fleisch Du brauchst um 3 Tage im vorauszuplanen, und hast noch Platz für Kreativität. Aber noch wichtiger hilft sie Dir alle Nährstoffe im Blick zu halten und Woche für Woche genügend von allen zu konsumieren.

Überlege Dir also einmal für Dich, was Du wann essen willst und wie viel Energie Du brauchst für Deinen Alltag.

Plane Deine Mikronährstoffe & Mineralien

Du musst über Mikronährstoffe nachdenken. Wie einige, nur Fleisch zu essen, klappt nicht und Du verpasst viele essenzielle Nährstoffe wie Folat, Vitamin K2, Glycin, Vitamin A, Kalzium, nur um ein paar zu nennen. Durch eine kluge Konstruktion kannst Du aber all diese in den Griff bekommen.

Dennoch gibt es ein paar Mikronährstoffe, die Du nicht erhalten wird. Du wirst im Rahmen der DGE Empfehlungen zu wenig essen – beispielsweise Vitamin C, Vitamin E, oder Mangan. Meiner Meinung nach kein Problem, dieser Post erklärt Dir das warum genauer.

Durch eine schlaue Baseline wie oben kannst Du die meisten Nährstoffe erhalten. Die 300g Leber & Niere zum Beispiel stellen sicher, dass Du Mengen abdeckst wie Vitamin A, Folat, und diverse B-Vitamine. Auch Zoonährstoffe wie Cholin, Kreatin und Taurin deckst Du so reichlich ab.

Dies ist auch zugleich der theoretisch schwierigste Teil der Planung und Du musst Dir viele Fragen stellen:

• Wo bekomme ich genügend Folat her?
• Habe ich Kalzium in meiner Diät durch Knochen? Käse? Ausreichend im Trinkwasser?
• Wie schaut es mit Magnesium und Kalium aus? Isst Du genügend Muskelfleisch?
• Und viele viele mehr…

Das Lebensmittel-ABC

Lebensmittel zum Essen:

• Wiederkäuer: Rind, Lamm, Bison, Ziege
• Wildfleisch: Wildschwein, Reh, Wildente, Wildgans. Elch, Rentier, oder was auch immer Menschen bei Dir schießen.
• Innereien: Leber, Knochen, Niere, Hirn, Lunge, Milz, Hoden, Thymus, Kutteln, Omasum, Organ Supplements
• Fette: Talg, Entenfett, Gänsefett
• Fisch: Wildlachs, Forellen, Hering, Makrele (achte auf regionale Testergebnisse der Behörden)
• Süße Früchte: Äpfel, Beeren, Bananen, Zwetschgen, … (vermeide sie auf einer puren Carnivore Diät zur Elimination, OK danach, teste sie gut)
• Nicht süße Früchte: Gurke, Kürbis, Kokosnuss, Avocado, … (dasselbe gilt hier)

Lebensmittel die ‚Drauf ankommen‘

• Monogastrische Tiere: Schwein, Geflügel, gezüchtete Ente, Gans & Strauß. (Reichern wie wir ungesättigte Nahrungsfette an. Futterqualität ist hier essenziell.)
• Fette: Butter, Ghee (kann AI/GI Probleme hervorrufen)
• Eier: (können AI Probleme hervorrufen. Auch bindet das rohe Eiweiß Biotin)
• Milchprodukte: Käse, Vollfett Milchprodukte (Wenn dann A2 Rohmilch, bestenfalls von Ziegen & Schafen.)
• Fisch: Thunfisch. Königsmakrele, Schwertfisch, Rochen, … (Viel Raubfische sind hoch in Schwermetallen)
• Meeresfrüchte: (Achte auch hier auf Schwermetallbelastungen und Allergien. Andernfalls sehr nährstoffreich.)
• Verarbeitetes & gepökeltes Fleisch: Würstchen, Schinken, Bacon, Salami (Reich an Histamin, OK in kleineren Mengen doch sollte kein Carnivore von Würstchen & Bacon leben.)
• Fruchtöle: Kokosnuss-, Avocado & Olivenöl (reich in einfach-ungesättigten Fetten, tierische Fette sind aber besser. Eignen sich jedoch gut als Massageöle.)

Lebensmittel zum Vermeiden:

• Getreide: Mehl, Reis, Weizen, Pseudogetreide, … (reich in Phytaten & Lektinen)
• Hülsenfrüchte: Bohnen, Linsen, Kichererbsen, … (vollgepackt mit Lektinen & Protease Inhibitoren)
• Blattgemüse: Spinat, Grünkohl, Salat, … (reich an Oxalaten)
• Kreuzblüter: Brokkoli, Grünkohl, Blumenkohl, … (vollgepackt mit Goitrogenen, Glukorpahan & Oxalaten)
• Wurzeln & Knollen: Kartoffeln, Ingwer, Kurkuma, Beete, … (reich verteidigt mit diversen Phytoalexinen)
• Nüsse und Samen: Erdnüsse, Leinsamen, Cashews, … (stark verteidigt mit dem gesamten Arsenal)
• Nachtschattengewächse: Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Chilies, … (enthalten viele AI Problem fördernde Verteidigungsstoffe, viele Nachtschatten sind gar tödlich)
• Pflanzenöle: Raps-, Sonneblumen-, Schwarzkümmel-, Erdnussöl, und Co (vermutlich das Schlimmste was Du essen kannst von dieser Liste)
• Kaffee & Schokolade (reich in Schimmelpilzgifte, Xanthinalkalodien wie Theophyllin oder Theobromin und Phenolen wie Chlorogensäure. Kaffee kommt auch mit Acrylamid.)
• Verarbeitetes Essen: Softdrinks, Süßigkeiten, Fertigessen, und der ganze Schrott…

Spezielle Anwendungen der Carnivore Diät

Carnivore essen als Eliminationsdiät

Ganz vorne steht der Nutzen als Eliminationsdiät, schlecht hin. Kein Gesunder hat Probleme mit dem Verwerten von Fleisch & Organen. Außerdem fliegen alle potenziellen Trigger raus und ist daher die Wahl, um Autoimmunerkrankungen, chronische Magen-Darm-Beschwerden und Entzündungszustände an der Wurzel (im Darm) anzugehen. 90 Tage auf einer puristischen Carnivore Diät werden Deinem Körper Zeit zur Anpassung und Heilen geben.

Nach dieser Zeit kannst Du ausgewählte Lebensmittel, eins nach dem anderen, für 1-2 Wochen pro Stück, wieder ausprobieren. So erkennst Du Deine Trigger und weißt dass Eier Dich triggern, aber Rohmilchprodukte keine Probleme hervorrufen. Deinen Körper so kennenzulernen ist sehr individuell und kann Dir keiner abnehmen.

So merkst Du, welche Lebensmittel Deinen Darm reizen. Alle vorigen Erkrankungen entstehen hier und hängen eng mit der Darmreaktion gegenüber Nahrungsmolekülen aller Art zusammen.

Zur saisaonalen Keto-Adaption

Wenn Du mir schon seit einiger Zeit folgst, weißt Du, dass ich vieles durch eine ‚Ancestral Lens‘ betrachte – genauso Ernährung. Vor allem Ernährung, insbesondere wenn wir Themen wie Saisonalität und Longitudinalität mit einbeziehen.

Wenn Du also in Norddeutschland lebst, passe Deine Ernährung an die Jahreszeit an. Esse, was Du zu jener Zeit draußen finden könntest. Im Sommer können das mehr Früchte sein wie Beeren und Äpfel, sogar Honig. Im Winter hingegen nur Fleisch, rein keto-carnivore. So hätten unsere prä-zivilisierten Vorfahren in denselben Längengraden auch erzwungenermassen essen müssen. Keiner findet Beeren im Januar.

Carnivore zu essen über den Winter, zwingt Dich für ein paar Monate in tiefe Ketose und Du erhältst viele Vorteile. Die genaue Dauer kannst Du natürlich festlegen. Trotzdem ist Ketose für immer auch nicht die Lösung und Kohlenhydrate ebenfalls sehr gesund – richtig eingesetzt. Es geht wie mit allem im Leben um die richtige Balance, weniger um Schwarz & Weiß. Ketose ist genauso gut für Dich wie Kohlenhydrate im richtigen Kontext. Nur das Eine, oder das Andere, nicht.

…weil es Dir Hammer geht!

Wenn es Dir bestens geht und Du Dich perfekt fühlst auf einer reinen Carnivore Diät – mache weiter so! Wer bin ich Dir zu sagen etwas zu ändern, wenn es perfekt läuft. Damit meine ich:

• Massen an Energie für Arbeit, Sport & Kreativität
• Bestes Immunsystem, keinerlei chronische Krankheiten
• Hochgefahrene Libido & ausgewogene Hormone
• Keinerlei Schlafstörungen und gutes Stressmanagement

…geht es Dir so, dann mach weiter, mit meinem Beifall! Ist dem nicht so, änder was. Das sollte die Baseline sein, an den meisten Tagen. Traurigerweise ist es die 1%ige Ausnahme heutzutage,

Den genauen Weg hierhin muss im Ende jeder selber finden und besteht aus weitaus mehr als nur Ernährung. Dennoch ist sie ein großer Teil und alles baut auf ihr auf. Für mich, ist es der saisonal, longitudinale Ansatz einer Carnivore Diät. Welcher ist es für Dich?

Unterschiede zur tierisch-basierten Diät

Eine tierisch-basierte Diät ist eine weitere evolutionäre Stufe der Carnivore Diät. Ursprünglich von Dr. Paul Saladino so genannt, fügt sie ungiftige Pflanzen wie die meisten Früchte und Honig zu einer Nose-to-Tail Carnivore Diät hinzu. Ich würde dem noch die zwei Begriffe der Saisonalität & Longitudinalität hinzufügen. Also was heißt das im Klartext?

• Wiedereinführen von Kohlenhydraten im Frühjahr, Sommer & Herbst
• Erlauben von antinährstoffarmen Pflanzen wie Blättern, Fermentiertem, Knollen oder Früchten im saisonalen Kontext

Trotzdem sollten 70-90% Deiner Gesamtenergie von Fleisch und Organen kommen. Sie sind weiterhin Deine Stützpfeiler. Der Rest kann mit Pflanzen gefüllt werden.
Noch breiter überlegt kann man auch über traditionell zubereitete Lebensmittel wie Sauerteig, Laktofermentation, Nixtamalisation, fermentierte Rohmilchprodukte, oder Geophagie nachdenken, je nach Deinem Ansatz.
Vor allem in Bezug auf Sexualhormone, Deine Schilddrüsenfunktion & den Elektrolythaushalt helfen simple Kohlenhydrate und sein eine willkommene Abwechslung zu andauernder Ketose. Auch bin ich mittlerweile davon überzeugt dass ein gewisser Nahrungsanteil an Ballaststoffen notwendig ist um Dein Mikrobiom zu ernähren.

Für mehr Infos kannst Du Dir kostenlos meinen Guide als kurzes eBook mit dem Button unten herunterladen – und keine Sorge, ohne Deine E-Mail irgendwo angeben zu müssen!

Carnivore FAQ – Die häufigsten Fragen & Kritikpunkte

Hast Du keine Angst vor dem ganzen Cholesterin & verstopften Gefäßen?

Ehm. Ne, nicht einen Prozent. Das wäre die einfache Antwort.

Die lange ist, dass ich nicht glaube, dass LDL Cholesterin und gesättigte Fette die Ursache von Artorogenese sind. Sorry, Ancel Keys!⁵https://medium.com/karlbooklover/the-big-fat-surprise-8d22a374509e
Ohne schon vorher vorhandene Entzündung der Gefässwände bleibt dort auch nichts kleben. Und nur weil LDL dort kleben bleibt, weil es in großen Mengen im Blut vorhanden ist, heißt es nicht, dass es der Verursacher ist. Meine Sicht kannst Du im Detail hier nachlesen. LDL ist sogar wichtig für viele Prozesse:

• um Sexualhormone, Kortikoide & Vitamin D3 zu synthetisieren
• um Endotoxine/Polyliposaccharide aus dem Darm zu binden
• viele Immunzellen haben LDL-Rezeptoren. Hier wird mehr Forschung benötigt.
• als simpler Transporter für Fette im Blut

Auch zeigen viele Daten in die Richtung, dass die ältesten Menschen meist hohes Cholesterin haben. Auch haben Menschen, die unter genetischen Cholesterinabnormalitäten wie familiärer Hypercholesterinämie leiden, häufig weniger Probleme als Menschen mit reduzierten Werten. Was sagst Du dazu, Keys?⁶https://carnivoremd.com/dave-feldman-the-truth-about-cholesterol/ – Dave Feldman ist eine großartige Quelle für alle Dinge rund um Blutlipide und hautnahe Forschung. Hier ist sein Blog: CholesterolCode.

Bekommst Du genügend Vitamin C?

1. Auf einer tierisch-basierten Diät, ja.
2. Auf einer Carnivore Diät, nein.

Aber was heißt genügend? Damit meinen wir die Definition der DGE Empfehlung von 100-200mg pro Tag. Seit einigen Jahrzehnten gibt es aber gute Theorien, die diese Empfehlung infrage stellen, vor allem für Menschen die ketogener essen und nicht chronisch entzündet sind:

• Glukose & Vitamin C ringen im Serum um Rezeptorbindung.⁷https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC349151/ geringere Glukoselevel, wie auf einer Carnivore Diät, schaffen sehr wenig Konkurrenz für Vitamin C und so kann es in geringeren Mengen die gleichen Aufgaben erfüllen. Diese Theorie ist bekannt als die Glukose-Ascorbat-Antagonisten-Theorie.⁸https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9550452/

• Harnsäure ist ein potentes Antioxidans und vermutlich das Hauptoxidans in unserem Blut. Wir haben nicht ohne Grund das Uricase Gen verloren.⁹https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC349151/ Es kann damit weiter den Bedarf an Vitamin C drücken. ¹⁰https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3836238/

Auch gibt es sehr spannende Skrobutstudien, die zeigen, dass klinischer Skorbut mit Dosen von 10-30mg komplett vermieden wird. Diese Mengen sind einfach zu erlangen durch den Konsum frischen Fleischs & von Innereien. Daher sehe ich eine Supplementation nicht als nötig an, auch können hochdosierte Antioxidantien wie 1g Vitamin C oxidativen Stress paradoxerweise erhöhen und zu Oxalaten zerfallen. No Bueno…

‚Klappt‘ der Darm überhaupt ohne Ballaststoffe?

Ein klares: ja! Besser als Du es Dir jemals vorgestellt hast. Dennoch geht es hier um Kontext und Ballaststoffe sind wichtig für die Darmgesundheit – jedoch weitaus weniger als die Empfehlungen weißmachen wollen. Auch sollten die Quellen anders aussehen. Stattdessen finde ich diese hier wichtiger:

• Kein Aufgebläht sein und keine Gasbildung – es gibt nichts zu fermentieren.
• Nur geringes Vollegefühl, da Fleisch viel leichter zu verdauen ist als Pflanzenkost.
• Stabile Blutzuckerlevel und keinen Crash nach dem Essen.

Ich glaube dass Ballaststoffe benötigt werden für Menschen und gute Darmfunktion.¹¹https://chriskresser.com/myths-and-truths-about-fiber/ Sie sind positiv für das Mikrobiom, da sie hieraus kurzkettige Fettsäuren, wie Butyrat bilden können.Und Kurzkettige Fettsäuren haben positive Effekte auf einiges. Unseren Darmzellen dienen sie beispielsweise als Nahrung und sind somit zwangsweise nötig für eine intakte Darmmembran. Wenn das nicht vorherrscht wird der Darm ‚leaky‘ und Stoffe können aus dem Darm in das Blut übertreten.¹²https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fendo.2020.00025/full

Mit sehr wenig Ballaststoffen, nur aus ausgewählten saisonalen Pflanzen, sollte Dein Darm bereits reichlich bekommen. Dies ist auch mein Hauptpunkt gegen langzeitige Carnivore & tierisch-basierte Ernährungen.

Wir alle suchen nach der Wahrheit

4.000 Wörter später über Fleisch, glaube ich, dass die Carnivore Diät ein kraftvolles Werkzeug ist. Sie vermittelt viele Vorteile und hilft dabei, wieder gesund zu werden, nach Jahren des Mülls, die die großen Konzerne der modernen Welt einem als ‚Lebensmittel‚ verkaufen. Für manche ist es gar eine Lifestylewahl. Wem es passt immer zu. Ich glaube jedoch, dass eine saisonal tierisch basierte Diät noch näher an die Wahrheit herankommt, was es heisst, Mensch zu sein. Wenn Früchte oder Honig da waren, haben wir sie gegessen – tatsächlich auch Knollen. Nur sie waren weniger häufig da als wir denken und sehen in wilder Form komplett anders aus als ihre modern-angezüchteten Verwandten.

Ich kann jedem das Carnivore Experiment voller Überzeugung ans Herz legen. Du hast nichts zu verlieren und nur Einsichten zu gewinnen. Auch wenn es nur eine Lernreise ist in eine Welt, die so von Propaganda und Kommerzialisierung verzerrt ist.

Ich hoffe meine Tipps & Gedanken konnten Dir ein erstes Bild vermitteln ohne allzu viel Dogmatismus. Auch wenn die Carnivore Diät anfangs sehr strange klingt, aufgrund der uns beigebrachten Narrative, ist es eine großartige Lernreise nach der Frage:

Wie sieht die optimale menschliche Gesundheit aus?

Und die Antwort ist kein Einzeiler, aber ein fortlaufender Prozess.

4

Fußnoten & Quellen

• 1
  Probleme kann es geben, wenn Dein Darm krank ist und Du Verdauungsprobleme hast. Der einzige Zustand wo Fleisch Probleme macht ist das Alpha-Gal Syndrom, was als Infektion übertragen wird durch Zecken.
• 2
  Hypercarnivor = >70% Fleisch
• 3
  Mehr dazu kannst Du gerne in der SCD1 Theory & ROS theorien von Brad Marshall lesen. Hier erklärt er die biochemischen Mechanismen und Auswirkungen.
• 4
  Manchmal fettere Cuts, manchmal magere Cuts – beide haben ihre klaren Vorteile.
• 5
  https://medium.com/karlbooklover/the-big-fat-surprise-8d22a374509e
• 6
  https://carnivoremd.com/dave-feldman-the-truth-about-cholesterol/ – Dave Feldman ist eine großartige Quelle für alle Dinge rund um Blutlipide und hautnahe Forschung. Hier ist sein Blog: CholesterolCode.
• 7
  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC349151/
• 8
  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9550452/
• 9
  https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC349151/
• 10
  https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/3836238/
• 11
  https://chriskresser.com/myths-and-truths-about-fiber/
• 12
  https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fendo.2020.00025/full